Eindrücke aus Lützerath
Die letzten Tage im Protestdorf Lützerath lebt haben mich stark beeindruckt. Wenn man sich überlegt das hier eine kleine Siedlung für einige hundert Menschen aufgebaut und betrieben wird dann kommt einem schon die Frage wie so etwas organisiert wird. Besonders vor dem Hintergrund das es überhaupt keine Hierarchie gibt. Natürlich gibt es Menschen die schon etwas länger dabei sind aber es gibt keinen Mensch der das sagen hat. Es gibt ein ständiges offenes kommen und gehen und jeder kann sofort “irgendetwas” mitmachen.
Es gibt eine Jobbörse, eine Küche die 3 Mahlzeiten am Tag ausgibt, Sanitäter und eine Shitbrigade die sich um den Betrieb der Toiletten und Waschgelegenheiten kümmert. Alle Fäkalien müssen gesammelt und einem Dienstleister übergeben werden. Alle anderen Arbeiten werden adhoc organisiert.
Wenn man sich überlegt wie manche staatlichen oder öffentlichen Organisationen arbeiten dann ist so ein konstruktive Chaos schon beeindruckend. Es gibt tägliche Treffen in denen Themen, Fragen und Ankündigungen diskutiert werden und unterschiedliche Arbeitsgruppen die sich mit Fragen des Betriebes beschäftigen.
Wahrscheinlich haben viele wie ich einen sehr unterschiedlichen “Sozialisierungshintergrund”. Aber wenn Ihr etwas unternehmen wollt um den Gefahren des Klimawandels entgegen zu arbeiten ist hier ein guter Platz.
Ein Satz zur Hygiene. Es wird konsequent auf Masken und wenn möglich auf Abstand geachtet. Überall ist Desinfektionsmittel verfügbar und Seife an den Waschgelegenheiten. Neben der beginnenden Kälte gibt es wahrscheinlich einen Punkt der bei der Frage ob man kommen möchte zu beachten ist. Euer persönlicher Hygienestandard muss Dixieklokompatibel sein und waschen mit kaltem Wasser ist auszuhalten. Auch Matsch und Kälte sollte man zu mindestens in den kommenden Wochen ertragen können
Es besteht auch kein Grund zur Sorge das man hier in eine gewaltbereite Szene gerät. Ich habe selten eine Gruppe von Menschen erlebt die so viel Zeit dafür einsetzt ein gewaltfreies, antirassistisches und inkludierendes Miteinander auf zu bauen. Jeder kann selbst bestimmen bis zu welchem Level er an den Protesten teilnimmt. Möchte man einfach nur helfen dann kann Mensch das tun ohne Gefahr zu laufen mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen.
Ansonsten kann ich jeden nur ermutigen mal spontan für ein oder zwei Tage (oder natürlich länger) zu kommen. Da kann man es vielleicht auch ohne warme Dusche noch aushalten.
Wenn Ihr unsicher seit oder Fragen habt könnt Ihr gerne auf mich zukommen.