Festnahme im NSU 2.0 Verfahren
In den letzten Tage ist ein Verdächtiger für die durchgeführten NSU 2.0 Drohbriefe festgenommen worden. Eine Pressemitteilung dazu ist hier zu finden. Die Polizei in Hessen steht seit langem unter Druck dar immer wieder auch polizeiinterne Informationen für die Drohbriefe verwendet worden sind. Es macht mich dann aber stutzig wenn nach den Erfahrungen des NSU die Polizei einen Einzeltäter präsentiert. Diese Pressemitteilung entspricht hoffentlich nicht der Professionalität der Polizei in diesem Fall. Sie liest sich wie ein schlechter 3 Groschenroman.
Die Überschrift
Festnahme des mutmaßlichen Verfassers der Drohschreiben im Ermittlungskomplex “NSU 2.0”
weist erstmal mal auf einen Einzeltäter hin. Dann folgt eine Beschreibung wie die Polizei diesem gerissenen Typen auf die Spur gekommen ist:
Im Rahmen der Ermittlungstätigkeit […] konnte durch Überwachung und Auswertung relevanter Blogs und rechtspopulistischer Foren im Internet auf der Plattform “PI-News” ein User festgestellt werden, dessen Beiträge in Form und Duktus der Äußerungen Ähnlichkeiten mit den Drohschreiben des sogenannten “NSU 2.0” aufwiesen.
Ok man hat also in Foren mitgelesen und jemanden gefunden der einen Schreibtstiel wie der Drohbriefverfasser hat. Und Sprachwissenschaftler meinen das ist der Richtige.
Linguistische Begutachtungen der Tatschreiben des “NSU 2.0” im Abgleich mit mehreren Kommentatoren auf der rechtspopulistischen Internetplattform “PI-News” durch das sprachwissenschaftliche Institut des Bundeskriminalamtes führten im Ergebnis zur Feststellung einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit der Autorenübereinstimmung.
Ok, schon stark aber ok. Und durch Googlesuche hat man in einem Schachforum einen Typen gefunden der den gleichen Avatar verwendet und ähnlich schreibt.
Über Internetrecherchen konnte auf einer Schachplattform ein Profil festgestellt werden, welches namensgleich auch in dem rechtspopulistischen Forum “PI-News” aktiv ist. Auffällig war dabei, dass in beiden Foren als Profilbild dieselbe Comicfigur Verwendung fand.
Der Typ ist auch schon mal verurteilt worden sich als Polizeibeamter ausgegeben zu haben und an polizeiinterne Informationen gelangt zu sein. Potzblitz.
Hier nennt er fingierte Anrufe bei Behörden als angeblicher Behördenmitarbeiter. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass der Beschuldigte sich im Jahre 1992 als Krimimalbeamter ausgab und insoweit auch wegen Amtsanmaßung rechtskräftig verurteilt worden ist.
Das muss er sein. Solche Typen gibt es nicht zweimal. Alleine diese Beweiskette reicht aus um den Typen zu verhaften.
Insgesamt ergibt sich aus den vorstehend skizzierten Erkenntnissen ein dringender Tatverdacht dafür, dass es sich bei dem Beschuldigten um den Verfasser und Absender der verfahrensgegenständlichen Drohschreiben handelt.
Ich hoffe mal hier fehlt im Text irgendwo der Satz: Weitere Beweise können aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt gegeben werden. Warum ein Mensch der klever genug ist Polizeibeamte zur Herausgabe von polizeiinternen Informationen zu bewegen so doof ist sich über den gleichen Avatar in zwei Foren finden zu lassen finde ich schon interessant.
Warum man in der heutigen Zeit immer noch erwähnen muss das in einer Wohnung umfangreiche Computer- und Datenträger sichergestellt worden sind kann ich mir nur durch den Mangel dieser Dinge im Polizeialtag erklären.
Ich bin mal gespannt was hier noch kommt.